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Alpenüberquerung auf dem E5 mit Kaunergrat-Variante – Interview mit Jochen

Wie ging es weiter? Bist Du vom Krahberg aus über die Pillerhöhe nach Wiesenhof gewandert, zur Verpeil- und dann über das Madatschjoch zur Riffelseehütte aufgestiegen? Und hast Du auch mit dem Gallruth-Stollen Bekanntschaft gemacht?

Wir sind dann von Zams mit der Venetbahn auf den Berg. Hier haben wir uns an die im Rother Führer beschriebene Route nach Piller gehalten. Dort haben wir in der „Sonne“ übernachtet. Der Wirt ist ein Unikat und hat viele Geschichten zum E5 zu erzählen.

Von Piller ging es in einer recht langen Tour, ca. 8h reine Gehzeit, über den Dr. Angerer Höhenweg zur Verpeilhütte. Dadurch, dass wir diese lange Etappe gemacht haben, sind wir nicht über den Gallruth-Stollen gelaufen. Dafür hatten wir auf dem Höhenweg dank schönem Wetter einen sehr schönen Ausblick auf den Kaunertaler Gletscher.

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Dr. Angerer-Höhenweg mit Blick auf den Kaunergrat-Gletscher © Jochen Schorn

Von der Verpeilhütte ging es dann über das Apere Madatschjoch zur Kaunergrathütte. Sicherlich eine der schönsten Stellen dieser Variante. Die Gehzeit ist recht kurz und man hat viel Zeit, sich dem atemberaubenden Panorama zu widmen und danach die Hängematten an der Hütte sowie ein kühles Radler zu genießen. Wer noch einen Gipfel machen will, dem sei der Aufstieg auf den Madatschkopf empfohlen. Dann bleibt allerdings weniger Zeit für die Hängematte 😉

Die weitere Route hat uns dann von der Kaunergrathütte über den Cottbusser Höhenweg und die Riffelseehütte zur Braunschweiger Hütte geführt. Die Tour zieht sich. Vor allem der Anstieg zur Braunschweiger Hütte ist mit knapp 1.000 Hm doch noch mal eine Herausforderung für die Kondition und die Beine, nachdem man schon 1.600 Hm Abstieg in den Knochen hat. Auf der Braunschweiger Hütte haben an diesem Tag auch alle geführten Touren zum Übernachten Station gemacht. Man hat sich leicht erschlagen gefühlt ob der vielen Menschen, nachdem die drei Tage zuvor eher einsamer waren.

Hattest Du für den Fall, dass doch zu fiel Schnee liegt, eine Alternative zum Kaunergrat mit seinen schwierigen, kletterintensiven Stellen im Gepäck? Vielleicht kannst Du nachwanderwilligen Alpinisten ein paar Tipps geben, wann und in welchen Fällen man den Kaunergrat angehen kann und wann man es besser unterlässt.

Wir haben voll auf gutes Wetter gesetzt und hatten Glück. Hoch „Johannes“ hat uns die ganze Woche bestes Bergwetter ohne eine einzige Wolke am Himmel beschert. Die Alternative bei schlechtem Wetter wäre ein Ausweichen auf die Standardroute gewesen.

Der Kaunergrat kann bei trockenem Wetter problemlos angegangen werden. Grundsätzlich kann man jedoch sagen, dass ein gewisses Maß an Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und alpiner Erfahrung nicht von Nachteil sind, wenn man diese Route wählt. Ein Klettersteigset braucht man nicht. Alle schwierigen Stellen sind mit Drahtseilen gesichert, an denen man sich gut festhalten kann. Für Wanderer mit Höhenangst ist die Route vielleicht auch nicht unbedingt zu empfehlen. Bei Regen, Schnee oder möglichen aufziehenden Gewittern ist man doch relativ ausgesetzt unterwegs. In diesem Fall würde ich von dieser Variante abraten. Entscheiden muss man sich dann je nach Wetterlage schon in Zams. Ab hier kann die Standardroute weitergegangen werden.

Vorsicht ist jedoch beim Abstieg zur Kaunergrathütte geboten, da man hier Steine lostreten kann, die den Vordermann treffen könnten. Die Schlüsselstelle ist hier eine Kombination aus zwei Leitern. Der Abstand der Trittstufen sollte jedoch auch für kleinere Menschen gut zu bewältigen sein. Im Verlauf der Route zur Riffelseehütte hat man noch den Cottbusser Höhenweg zu meistern. Dieser geht auch nur bei gutem, trockenem Wetter. Hier gibt es ebenfalls einen fast senkrechten Abstieg über Eisenstufen mit Seilsicherung, der ähnlich anspruchsvoll ist, wie der Abstieg zur Kaunergrathütte.

Beide etwas schwierigeren Passagen sind nicht lang. In Summe maximal 30 Minuten bei gemütlichem Tempo. Für erfahrene Wanderer und Alpinisten stellen diese beiden Stellen sicherlich kein großes Problem dar. Vielmehr erhöhen sie den Spaßfaktor deutlich. Für weniger geübte oder erfahrene Bergsportfreunde würde ich diese Route nur eingeschränkt empfehlen.

Wie sah Dein weiterer Weg bis nach Bozen aus? Für die meisten E5-Wanderer winkt in Meran die Zielflagge? Kannst Du den kleinen „Mehrweg“ bis nach Bozen empfehlen?

Von der Braunschweiger Hütte ging es hinab nach Zwieselstein. Normal wäre hier eine Übernachtung und am nächsten Tag eine Überquerung des Timmelsjoch zu Fuß bis nach Moos im Passiertal. Da ich mich spontan für eine Verlängerung entschieden hatte, bin ich diese Strecke mit dem Bus gefahren. Zu Fuß ist das problemlos machbar, ich bin mir aber nicht ganz sicher, inwieweit diese Etappe einen Reiz hat, da der Weg bergauf relativ nah an der Straße liegt und der Abstieg nach Moos aus dem Bus eher unschön zum Laufen aussah.

Von Moos ging es nach St. Leonhard. Hier empfehle ich den Weg durch die Passerschlucht. Dann ging es von St. Leonhard hinauf zur Pfandleralm und von dort weiter zur Hirzer Hütte. Auch eine recht lange Tour, aber eine Übernachtung auf der Pfandleralm würde ich mir schenken und gleich bis zur Hirzer Hütte laufen. Hier hat man den schöneren Ausblick.

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Gipfelkreuz Hirzer © Jochen Schorn

Von der Hirzer Hütte führte der Weg über den Gipfel des Hirzer zur Meraner Hütte. Vor allem bei schönem Wetter ist der Aufstieg zum Gipfel absolut lohnenswert. Man hat ein wunderschönes 360-Grad-Panorama der Dolomiten und der Texelgruppe und blickt auf den Weg, den man schon gegangen ist. Neben dem Kaunergrat war das das zweite Highlight auf der Tour.

Der Weg nach Bozen von der Meraner Hütte ist am Anfang, vor allem bei guter Sicht, sehr reizvoll mit schönem Panorama. Spätestens ab Langfenn zieht sich die Sache etwas. Man ist eben auf einem gut geschotterten Kiesweg unterwegs, bis man schließlich in Jenesien ist. Hier kann man mit der Gondel abfahren. Hilfreich ist es, sich vorher über die Fahrzeiten zu informieren. Ich hab das nicht gemacht und hätte so zwei Stunden warten dürfen, bis ich ins Tal hätte fahren können. Der Abstieg nach Bozen, für den ich mich zwangsläufig entschlossen hatte, ist absolut nicht zu empfehlen. Wer sich aber die Wartezeit verkürzen will oder bei schönem Wetter die Tour gemütlich ausklingen lassen möchte, dem sei das Schwimmbad nahe der Gondelstation empfohlen.

Der Fußweg nach Bozen ist dann ein geteerter Weg bis in die Innenstadt. Rein gefühlsmäßig ist der alpine Teil der Tour in Langfenn beendet. Wer die Zeit hat und sich nicht mit der Masse der E5-Geher in Busse nach Meran drücken will, dem ist der Weg nach Bozen bei halbwegs gutem Wetter durchaus anzuraten. Nimmt man den Bus übers Timmelsjoch ist man elf Tage unterwegs und kann, wenn man möchte, danach noch Bozen genießen.

Weiter geht es auf Seite 3 mit einem Resümee. Jochen zieht Bilanz im Hinblick auf die Angemessenheit seines Rucksackinhalts, sein Naturerlebnis und unvergessliche Eindrücke.

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